Christina Schwalbe

Nachgedacht statt nachgemacht!

Das Internet – ein Bildungsraum?

Posted on | Dezember 16, 2009 | 1 Comment

Beim EduCamp im Februar hier in Hamburg wird es, wie angekündigt, eine Podiumsdiskussion zum Thema „Das Internet – ein Bildungsraum?“ geben. Die Diskussion wird am Samstag, den 6. Februar 2010 um 11 Uhr an der Universität Hamburg, Fakultät EPB im Von-Melle-Park 8 stattfinden.

Auf dem Podium diskutieren miteinander und auch mit dem Publikum Prof. Dr. Petra Grell, Prof. Dr. Benjamin Jörissen, Lisa Rosa und Prof. Dr. Schulmeister

Wir haben nun aufgrund der Erfahrungen der Podiumsdiskussion bei der Campus Innovation für die Podiumsdiskussion beim EduCamp eine Entscheidung getroffen, wie wir mit Twitter umgehen wollen bzw. wie wir die Diskussionsrunde öffnen wollen: Es ist uns wichtig, dass wir nicht nur eine Expertenrunde auf ein Podium zu setzen, die eine Schaudiskussion machen und das Publikum keine Möglichkeit hat, Fragen zu stellen und so die Diskussionsrunde thematisch auch mit zu gestalten. Allerdings bietet Twitter aufgrund des geringen „Signal-Rauschabstandes“ hier nicht die Möglichkeit, dass sich das Publikum wirklich mit einbringt – es scheint eher nur so, als ob es tatsächlich Partizipationsmöglichkeiten hätte. Daher möchten wir nicht selber die Nachfragen und Anmerkungen aus dem Publikum aus Twitter herausfiltern und in die Diskussion mit einbringen, sondern eine Möglichkeit bieten, sich auch mit komplexeren Fragen und auch Statements an der Diskussion zu beteiligen und diese damit auch thematisch etwas mitlenken zu können. Wir haben uns dafür entschieden, auf eine Twitterwall im Raum verzichten, um die Konzentration auf der Diskussion zu halten. Um die Diskussion zu öffnen und Partizipation zu ermöglichen, werden wir die Diskussion nach der Fishbowl-Methode durchführen: Auf dem Podium steht ein zusätzlicher freier Stuhl, der für Nachfragen und Beiträge aus dem Publikum bereit steht. Dieser kann dann natürlich auch genutzt werden, um interessante Fragen auch aus dem Twitterstream in die Diskussion mit einzubringen – aber man hat doch etwas mehr Raum zum ausformulieren von Fragen, Statements etc.

Zusätzlich werde ich als Moderatorin versuchen, den Twitterstream im Auge zu haben auf einem kleinen Monitor, um ggf. darauf reagieren zu können und den Diskussionsverlauf entsprechend lenken zu können.

Zum Thema der Podiumsdiskussion

Die aktuellen medientechnologischen Entwicklungen, häufig subsumiert unter dem Schlagwort ‚ÄûWeb 2.0«, werden insbesondere in Hinblick auf ihre Bedeutung für die pädagogische Praxis sowie hinsichtlich neuer Bildungsherausforderungen vielfältig und auch kontrovers diskutiert. Die Spannweite der Positionen ist hier sehr weit gefasst. Auf der einen Seite finden sich einige eher als optimistisch zu bezeichnende Einschätzungen der Möglichkeiten des Web 2.0 für neue Formen des Lehrens und Lernens. Dabei werden insbesondere die Potentiale von Social Software zur Kollaboration, zur Vernetzung und zur Selbstorganisation im Netz hervorgehoben. Häufig wird in diesem Zusammenhang eine sich gerade neu herausbildende Generation von Lernenden beschrieben, die verstärkt partizipative, vernetzte und selbstorganisierte Kommunikationsformen als selbstverständlich auch in Bildungsinstitutionen ansehen. Das Konzept dieser so genannten ‚ÄûNet Generation« ist jedoch nicht unumstritten. Einige Kritiker des Konzeptes bestreiten die Existenz einer ganzen Generation netzaffiner Jugendlicher und sehen die Aktivität im Web 2.0 nur als Phänomen von Minderheiten an. Ebenfalls sehr unterschiedlich bewertet wird in diesem Kontext die Frage danach, wie sehr sich die neuen medialen Umwelten und die damit zusammenhängenden neuen Kommunikations- und Kooperationsformen auf Lern- und Bildungsprozesse tatsächlich auswirken.

Im Rahmen der Podiumsdiskussion sollen unterschiedliche Positionen und Einschätzungen hinsichtlich der Bedeutung des Netzes für Bildungsprozesse zur Sprache gebracht und diskutiert werden. Dabei steht die Frage nach dem Verständnis des Internets als (Bildungs-)Medium im Zentrum der Diskussion: Erleben wir aktuell die Entwicklung eines neuen Leitmediums? Und wenn ja, in welchem kulturellen und zeitlichen Horizont ist dieser Wechsel des Leitmediums zu sehen? Könnte man annehmen, dass dem aktuellen medialen Umbruch ähnliche Wirkungen auf kulturelle, soziale und evtl. sogar kognitive Prozesse zugeschrieben werden können wie der Erfindung des Buchdrucks? Oder ist das Phänomen des Web 2.0 mit den damit in Verbindung stehenden neuen Formen der Kommunikation und Kollaboration nur ein Hype, der letztendlich auf Prozesse des Lehrens und Lernens in Bildungsinstitutionen nur geringe Auswirkungen haben wird? Verstehen wir damit Computer und Internet bzw. allgemein die aktuellen digital-vernetzten Medien nur als neue (technische) Geräte, die im Prozess der Wissensvermittlung in pädagogischen Umgebungen Verwendung finden können und sollen, denen aber keine oder nur geringe Prägekraft für Verhalten und Einstellungen der Lernenden und Lehrenden zugeschrieben werden?

Ob wir uns nun jedoch als Web-Enthusiasten oder als Kritiker bezeichnen würden, eine zentrale Frage dürfen wir angesichts des rasanten technologischen Fortschritts nicht unbedacht lassen: Welche Herausforderungen stellen sich durch die aktuellen medientechnologischen Entwicklungen für die pädagogische Praxis und auch für erziehungswissenschaftliche Theoriebildung?

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Comments

One Response to “Das Internet – ein Bildungsraum?”

  1. Sandra Hofhues
    Dezember 16th, 2009 @ 20:19

    Hallo Christina,

    eine schöne Idee, das mit der Fishbowl-Methode – vor allem, weil so der Diskussion vor Ort wieder mehr Platz eingeräumt wird. Bin gespannt, wie es funktioniert 🙂

    Liebe Grüße,

    Sandra

Christina Schwalbe

*1978 :: Wissenschaftliche Mitarbeiterin an der Universität Hamburg, Fachbereich Erziehungswissenschaft - Forschungsschwerpunkte: Medien & Bildung, Mediengeschichte & Kulturgeschichte, Kommunikation

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EduCamp Hamburg :: 5./6. Februar 2010.