EduCamp 2010 :: (kl)eine Nachlese
Posted on | Februar 9, 2010 | Kommentare deaktiviert für EduCamp 2010 :: (kl)eine Nachlese
Da ja bereits zahlreiche Berichte zum EduCamp erschienen sind, möchte ich nur ganz kurze Schlaglichter auf zwei Elemente werfen, die mir persönlich besonders wichtig erscheinen.
Diskussionsrunde „Das Internet – ein Bildungsraum?“
Foto: Ralf Appelt, CC-Lizenz by-nc-sa 2.0
Für den Samstagvormittag hatten wir eine Diskussionsrunde mit vier eingeladenen Gästen und einem zusätzlichen freien Platz für Statements, Fragen, Meinungen, Widersprüche, Gegenperspektiven… aus den Reihen der anderen Teilnehmenden eingeplant. [zur Videoaufzeichnung der Diskussionsrunde] Bereits im Vorfeld, während der Diskussionsrunde über Twitter und auch im Nachklang des EduCamps gab es viel Diskussionsbedarf rund um dieses (für ein BarCamp doch eher ungewöhnliche) Format. Die Diskussionen werden dabei sowohl inhaltlich als auch auf formaler Ebene geführt. Benjamin Jörissen hat bereits eine sehr gute Analyse der unterschiedlichen Kritiklinien verfasst, die ich voll und ganz unterstützen kann und daher hier auch auf viele weitere Worte zur Podiumsdiskussion verzichten kann – sie war schließlich nur ein Angebot auf dem EduCamp neben insgesamt 55 spannenden Sessions. Ich möchte allerdings doch ergänzend hinzufügen, dass ich es etwas schade finde, dass die Diskussion über die Form verhältnismäßig „laut“ und auch teilweise auf eine ausgrenzende, negative Art und Weise und nicht integrativ und konstruktiv geführt wird – und damit die etwas leiseren Töne ¬†der inhaltlichen Auseinandersetzung leider etwas aus dem Fokus der Aufmerksamkeit drängt. Obwohl sie eigentlich nicht minder spannend ist (exemplarisch hierzu die Retrospektive von Sebastian).¬†Als kurzes Fazit aus meiner Sicht:¬†Es war eine – zumindest zum Ende hin – kontrovers und lebhaft geführte Diskussion, in der deutlich wurde, dass wir aus sehr unterschiedlichen Richtungen auf das Thema „Medien & Bildung“ schauen und auch sehr unterschiedlichen Erwartungen an das Format EduCamp haben. Das alleine zeigt der Wirbel, den diese Diskussionsrunde ausgelöst hat. Und ich schließe in diesem Sinne mit: gut, dass wir dieses Experiment einer offen gestalteten Podiumsdiskussion auf dem EduCamp gewagt haben!
Das Portfolio-Paradox
Ebenfalls am Samstag haben wir (Christian Beermann, Kerstin Mayrberger,¬†Sebastian Plönges & ich) noch eine Session zu (e)Portfolios angeboten. Der Fokus der (erfreulicherweise recht großen) Diskussionsrunde lag auf dem ambivalenten, zuweilen gar paradoxen Charakter von Portfolios als Reflexions- und Lernentwicklungsinstrumenten. Fragen, die dabei aufkamen, waren z.B. wie man es schafft, den Lerngegenstand stärker ins Zentrum der Portfolioarbeit zu rücken und nicht in erster Linie das Identitätsmanagement zu fördern (aus der Ecke der Neoliberalismuskritik) oder wie mit dem klassischen pädagogischen Paradox des Zwanges zu freiwilligem und selbstbestimmtem Handeln umgegangen werden kann (aus einer eher an der Lehrpraxis orientierten Perspektive). Eine Doku der Session findet sich im EduCamp-Wiki. Was für mich besonders fruchtbar war: Es haben einige Studierende an der Session teilgenommen, die sehr offen aus ihrer Perspektive berichtet haben. Auch die Erfahrungen anderer Lehrender, die sich mit ähnlichen Fragen in der Praxis der Lehre befassen, haben mir doch ein paar Anregungen verschafft. Danke in diesem Sinne an alle Teilnehmerinnen und Teilnehmer an der Session! Die Diskussion soll noch weiter geführt werden, aktuell ist Google Wave im Gespräch – ich werde darüber informieren, Interessierte herzlich willkommen! – dazu wurde eine Google Wave eingerichtet. Bei Interesse bitte melden! (Eine letzte Chance für Google Wave – oder: Totgesagte leben länger 😉 ?)
Danke!
Abschließend noch ganz kurz ein Dankeschön in die Runde, es macht Spaß, ein EduCamp zu organisieren, wenn dabei wirklich viele interessierte Menschen zusammen kommen und gemeinsam an unterschiedlichen Themen arbeiten. Besonders gefreut hat es mich, dass sich doch auch einige aus dem Wissenschaftssystem diesem unkonventionellen Tagungsformat gegenüber offen gezeigt haben (mir schien es mehr als bei vorherigen EduCamps) und als aktive, vorurteilsfreie Teilnehmer dabei waren – auch wenn es eben nicht die im Wissenschaftssystem so wichtige Reputation bringt.
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