Christina Schwalbe

Nachgedacht statt nachgemacht!

Die VHS in der digitalen Gesellschaft

Posted on | September 15, 2014 | 4 Comments

Am 29. und 30.9.2014 findet in Offenburg die Bundesfachbereichskonferenz Arbeit und Beruf des Deutschen Volkshochschul-Verbandes (#vhsberuf14) statt. Thema der diesjährigen Fachtagung ist „Neue Onlinekultur“. Die Konferenz dreht sich dabei um zentrale Fragen, die sich für Volkshochschulen durch die zunehmende Digitalisierung unserer Gesellschaft stellen:

Wie verändern sich Lernen und Lehren in Zukunft? Welche Chancen bieten sich und wo sind (noch) die Grenzen? Wo wird schon heute digitales Lehren und Lernen gelebt und wo müssen wir uns noch auf den Weg machen?

 

Du bist die Konferenz – Du bist das BarCamp!
Am zweiten Konferenztag wird es ein Mini-BarCamp geben, um den Teilnehmerinnen und Teilnehmern die Möglichkeit zum intensiven Austausch über konzeptionelle oder praktische Fragen zu geben. Als Oberthema wurde mit „Weblernwelten in der VHS planen, entwickeln, implementieren“ ein Titel gewählt, der explizit die praktische Arbeit an dem Thema in den Mittelpunkt rückt.

Keynote zu Herausforderungen für die VHS in der digitalen Gesellschaft
Ich werde zur Eröffnung der Konferenz einen Vortrag halten zum Thema „VHS to go?! – Herausforderungen für Volkshochschulen in der digitalen Gesellschaft“. Der Vortrag soll als Einstieg in die Fachtagung Fragen aufwerfen über die Position und Rolle von Volkshochschulen in einer digitalen Gesellschaft, die während der Tagung – und vielleicht auch insbesondere im BarCamp am zweiten Tagungstag – als Hintergrund für Überlegungen zur zukünftigen Gestaltung des VHS-Bildungsangebotes dienen können und sollen.

Ausgangspunkt des Vortrags ist die Frage: Die „digitale Gesellschaft“ – was bedeutet das denn eigentlich? Wir sind mitten drin in einem gesellschaftlichen Umwälzungsprozess, der in Zusammenhang steht mit der zunehmenden Allgegenwärtigkeit digitaler Medien in allen Bereichen unseres Zusammenlebens. Wir kommunizieren permanent in digitalen Netzen, wir sind über mobile vernetzte Geräte wie Smartphones und Tablets immer erreichbar und dauerhaft eingebunden in ein weltweites Netz aus Menschen, Technik, Informationen. Wir können das Internet nicht mehr abschalten und wir können uns auch nicht einfach raushalten – die uns umgebenden Medien entsprechen nicht mehr der Sender-Empfänger-Logik, sondern wir sind (mehr oder weniger gestaltend) Teil des allgegenwärtigen Mediennetzes. Graswurzelbewegungen entstehen, die gemeinsam Software erschaffen, Wissen organisieren und kategorisieren, das Lernen revolutionieren wollen, bis dato traditionell journalistische Funktionen übernehmen, etablierte wirtschaftliche Prozesse in Frage stellen etc.

Was bedeutet diese Entwicklung für die Volkshochschule als einem Ort der „Bildung für alle“? Einem Ort, der seine Aufgabe u.a. darin sieht, den Zugang zu Wissen und Bildung potentiell jedem zu ermöglichen und zur Demokratisierung von Lernmöglichkeiten beizutragen – einer Aufgabe, die nun zunehmend auch durch das Internet übernommen werden könnte?

Bildungsinstitutionen generell haben die Aufgabe, zur Orientierung in dieser immer komplexer werdenden Welt beizutragen und die Fähigkeiten zur Mitwirkung und Mitbestimmung zu fördern. Die Übermittlung von Wissen als kulturellem Gut ist dabei bisher ein zentraler Bestandteil von institutionellen Lehr- und Lernprozessen. Gleichzeitig stehen aber Bildungsinstitutionen sich permanent neu formierenden sozio-technologischen Wissensnetzen gegenüber: Jeder kann sich zu jederzeit und an jedem Ort relativ einfach Zugang zu Informationen zu (fast) jedem beliebigen Thema verschaffen – prinzipiell die einzige Voraussetzung ist der technische Zugang zum Internet. Daneben entstehen – organisiert über die digitalen Medien – selbstorganisierte Netze, die nicht-kommerzielle, gemeinschaftlich gestaltete Formen des Lernens und der Weiterbildung anbieten. Welche Rolle und Position können (und müssen) nun Volkshochschulen in einer digitalen Gesellschaft einnehmen, wenn die Wissensvermittlung auch kostenfrei und einfach über das Internet geschehen kann? Welche Lern- und Bildungsinhalte sind notwendig und auch nachgefragt, die eben nicht einfach von jedem über das Netz „gezogen“ werden können? Ist eine „VHS to go“ – eine ortsunabhängig im digitalen Raum agierende Volkshochschule – die notwendige Konsequenz aus der Digitalisierung von Erwachsenenbildung? Diese und ähnliche Fragen sollen im Vortrag aufgeworfen und im Laufe der Tagung und im abschließenden BarCamp gerne gemeinsam diskutiert werden.

Nachtrag vom 29. September 2014
Die Folien des Vortrags sind online:

VHS to go?! – Herausforderungen an Volkshochschulen in der digitalen Gesellschaft from Christina Schwalbe
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Comments

4 Responses to “Die VHS in der digitalen Gesellschaft”

  1. S Kieserling
    September 26th, 2014 @ 16:43

    Bisher ist es vielen Menschen noch gar nicht möglich, Wissen unmittelbar aus dem Internet zu ziehen. Daher ist die breite Nachschulung gerade durch die Angebote der VHS mE noch über Jahre hinweg vonnöten.

  2. Christina Schwalbe
    September 29th, 2014 @ 15:00

    Ja, richtig – aber genau das ist ja auch eine Kernaufgabe für Volkshochschulen. Bildung für das Netz, für die digitale Gesellschaft. Eines der Ziele von Volkshochschule ist die Befähigung zur Mitgestaltung und Teilhabe an der Gesellschaft und da gehört es auf jeden Fall dazu, Medienkompetenz zu fördern, und zwar nicht ausschließlich technisch…

  3. Christina Schwalbe
    September 29th, 2014 @ 15:09
  4. Susanne Jaumann
    Oktober 5th, 2014 @ 16:29

    Hallo,
    Habe ihren Vortrag in Balingen gehört und fand das sehr spannend und informativ!
    Vielen Dank für diese Anregungen und diesen guten Einblick in eine Welt mit vielen Möglichkeiten.
    Sie haben das sehr gut vorgetragen!
    Liebe Grüße aus Balingen
    Susanne jaumann

Christina Schwalbe

*1978 :: Wissenschaftliche Mitarbeiterin an der Universität Hamburg, Fachbereich Erziehungswissenschaft - Forschungsschwerpunkte: Medien & Bildung, Mediengeschichte & Kulturgeschichte, Kommunikation

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